Die beiden unrealistischsten Erwartungen an mich als Deutschlehrer lauten ungefähr so:
- Sie kennen „den DUDEN“ auswendig.
- Sie haben „alle wichtigen Bücher der Weltliteratur“ gelesen.
Weder das eine noch das andere trifft zu.
Was hingegen stimmt, ist die Tatsache, dass ich in meiner Freizeit gern lese. Neben der Schule lese ich mittlerweile überwiegend Inhalte aus dem Internet, z. B. Texte auf Nachrichtenseiten, auf Social-Media-Plattformen oder Blogbeitrage, die ich per RSS-Reader abonniert habe. Umfangreichere Bücher oder E-Books lese ich eher in den Ferien – sofern sie nicht Unterrichtsgegenstand sind, versteht sich.
In der Vergangenheit war ich zu Ferienbeginn häufig mit der Frage beschäftigt, welche Bücher und E-Books ich während der schulfreien Zeit lesen möchte. Deshalb führe ich in meiner Todo-App auf dem Handy seit ein paar Jahren u. a. eine digitale Leseliste. Praktisch, schlicht und funktional.
Als ich vor einiger Zeit jedoch im Büro eines Kollegen war, habe ich eine optisch sehr viel ästhetischere Variante einer „Lese-Todo-Liste“ in Form eines Posters an einer Wand hängen sehen:
Der Titel des analogen Posters („99 Bücher, die man gelesen haben muss“) hatte auf mich beim ersten Betrachten eine ähnliche Wirkung wie Clickbaiting-Titel bei YouTube. Eine Herausforderung, der ich nur schwer widerstehen kann.
Wenn es nur die imperativisch formulierte Überschrift wäre, hätte ich die Herausforderung sicher ausschlagen können und mir das Poster nicht gekauft. Leider lassen sich aber die Cover der einzelnen Bücher freirubbeln. Ja, freirubbeln! Es handelt sich also um eine Leseliste mit Rubbelloscharakter, die den eigenen Lesefortschritt visualisiert. Da wird jeder Mensch mit einer Affinität fürs Lesen in Kombination mit einem gewissen Suchtpotential für Rubbellose schwach. Ob das eine große Gruppe an Menschen ist, auf die beides gleichzeitig zutrifft, weiß ich nicht. Ich weiß nur mit ziemlicher Sicherheit, dass ich ihr wohl angehöre.
Sind diese 99 Bücher wirklich lesenswert? Das werde ich erst nach der vollständigen Lektüre sagen können. Einige Bücher habe ich auch bereits gelesen. Vielleicht lese ich das eine oder andere bei dieser Gelegenheit noch einmal. Viele von dieser Liste habe ich aber noch nie gelesen.
Ich habe mir vorgenommen, dass ich das Poster von nun an als Ergänzung zu meiner Leseliste auf dem Handy nutzen möchte. Mein neues persönliches Ziel lautet: Spätestens am Ende jeder Ferien möchte ich mindestens ein neues Buchcover freigerubbelt haben, nachdem ich zuvor das entsprechende Buch während der schulfreien Zeit vollständig gelesen habe. Mal schauen, ob alle Cover bis zur Pension sichtbar sind oder ob ich nicht doch lieber andere Bücher lesen werde.
Das Ganze hat ein bisschen was von analoger Gamification. Das gefällt mir. Ich empfinde neue Leselust für alte Klassiker und vielleicht werde ich über das eine oder andere Werk auch hier im Blog etwas schreiben.
Quellen:
- Beitragsbild: Books (gemeinfrei). In: Pixabay. (Letzter Zugriff: 04.11.2021)
- Poster: Eigenes Foto. Rechte liegen beim Riva Verlag. (Letzter Zugriff: 04.11.2021)
Ganz unabhängig von dem Poster: Das hat mich auf die Idee gebracht, mich nach Rubbel-Postkarten für meien Schüler und Schülerinnen umzusehen. Gerne dann auch so mit Buchtiteln.
Ich freue mich, dass ich Impulsgeber sein durfte! 🙂
Falls du irgendwann und irgendwie fündig werden solltest, würde ich sehr gern in deinem Blog etwas darüber lesen.
Wünsche einen möglichst kurzen Freitag und ein möglichst langes Wochenende!
Bisherige Ergebnisse: Mindestauflage 500 Stück, und nur 5 Rubbelfelder. Aber ich bleibe dran, und vielleicht lassen sich auch Adventskalender-Drucke dazu missbrauchen, die werden auch angeboten. 24 Bücher, kommt ja auch hin.
Das klingt wirklich spannend!
„Costa quanta?“
Bin noch am Recherchieren! (Wird auch noch eine Weile dauern.)
Ich freue mich schon auf das Ergebnis deiner Recherche. 😊
Schönen zweiten Advent!